Als vor einigen Monaten das Thema des dräuenden runden Geburtstages unseres Präsidenten Enjott Schneider virulent wurde, hat er bereits alle Avancen in Bezug auf Ehrungen, Feiern oder sonstigen Lorbeer kategorisch abgelehnt. Diese Haltung wurde durch die hässlich lästige Corona-Krise eher noch stahlbetoniert, und so konnte ich ihm als größtes Zugeständnis gerademal abtrotzen, eine rein persönliche, um Gottes Willen nicht auf sein Oeuvre oder seine Verdienste abstellende „Meldung“ machen zu dürfen.

Damit kann ich mich nun nicht unter diejenigen einreihen, die beispielsweise in Radio, Fernsehen und Print zu diesem Anlass unzählige kundige und stets lobende Beiträge zu seinem Wirken und Schaffen präsentieren werden – dies hätte beim unfassbaren Umfang seiner Werke und Taten ohnehin mindestens 70 Tage gedauert.

Nun also persönlich – und eher dem Menschen und der Person N.J. Schneider zugewandt. Wer wie ich die Freude hatte, mit Enjott tatsächlich Jahrzehnte sehr eng und schon fast alltäglich zusammen zu arbeiten und gemeinsam so viele helle und dunkle, weiße und schwarze Stunden und Tage zu verbringen, der hat jedenfalls eine Energiebündelung, ein Kraftzentrum, ein immerwährendes Kreativfeuer erlebt, das seinesgleichen sucht! Egal ob bei den monatelangen Vorbereitungen der legendären „Nächte der Filmmusik“, bei gefühlt tausend GEMA-Aufsichtsrats- und Ausschuss-Sitzungen, unzähligen DKV-Versammlungen, nicht enden wollenden Krisen- und Strategie-Telefonaten: Schneider stets voller Ideen, impulsiv, offen, ausdauernd, kraftvoll und nicht zuletzt ein Quell lebensrettenden Humors – eine MASCHINE, wie meine Generation Z-Kids ihn betiteln würden.

Und er ist eine wandelnde, oder besser mit warp-speed von links nach rechts, von unten nach oben jagende, Mensch gewordene Enzyklopädie. Natürlich bei jedwedem musikbezogenen Thema der letzten sieben Jahrtausende, aber zu späterer (oder sehr früher) Stunde auch zu unserer Alien-Herkunft (wir warten noch auf seine DNA-Analyse), zur Zerstörungsdynamik durch G5-Strahlung, oder auch zur Lebensalterelegie des athenischen Solon mit seiner Einteilung des menschlichen Lebens in Hebdomaden, also 7-jährige Entwicklungsphasen.

Damit möchte ich auch enden, denn Enjott tritt mit dem heutigen Tage in den elften Zyklus ein, und dieser bedeutet alle Freiheiten dieser und auch anderer Welten. Das Schaffen ist kein MUSS mehr, es müssen keine Beweise mehr angetreten werden, Verharren im Zenit, größte Klarheit und Souveränität sind erreicht.

Was sollen wir ihm dazu noch wünschen? Noch viele gute Jahre in dieser privilegierten Situation, alle Gesundheit, die noch möglich ist, stete Freude am Komponieren und dem nie versiegenden Quell des Schaffens, alles Glück!

Und was wünschen wir uns? Dass Enjott uns möglichst lange erhalten bleibt, natürlich als lieber Kollege und großer Kämpfer für Solidarität und Zusammenhalt in Kunst und Gesellschaft, aber noch viel wichtiger als Künstler, Mensch und großer Freund.

(Foto: Manfred Schneider)