(c) Juliane Sobschinski
Wir, die Komponistinnen und Komponisten der FEM – Fachgruppe E-Musik im Deutschen Komponist-innenverband (FEM) trauern um Gerhart Baum. Er war der erste Träger der Ehrennadel der FEM. Wir durften die Nadel ihm am 16. Oktober 2015 im Rahmen der Donaueschinger Musiktage im Rathaussaal der Stadt Donaueschingen verleihen.
Die Bundesrepublik kannte ihn als Bundesinnenminister 1978-82, wobei damals in der Ressortzuständigkeit der Helmut-Schmidt-Ära die Kultur zu seinen Aufgaben gehörte. In den letzten Jahren war Gerhart Baum ein Bewahrer, Mahner und Symbolträger für unsere Demokratie und die Bürgerrechte im digitalen Zeitalter. Er setzte sich intensiv für die Belange und den Erhalt des lebendigen Kulturlebens in Deutschland ein. Zudem beteiligte er sich bis zuletzt im Diskurs über die kulturelle Bildung und den Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Er war ein vitaler Beobachter der zeitgenössischen Künste und Musik. So schrieb er einst, dass „Künstler eine besondere Sensibilität haben für Entwicklungen in der Gesellschaft. Gerade was die Zukunft betrifft… Sie sind Seismografen gesellschaftlicher Entwicklungen, die auch für mein Leben unverzichtbar sind.“
Gerhart Baum war daher unverzichtbar auch für die zeitgenössische Musik. So setzte er sich gegen die SWR-Orchester-Fusion, für Kompositionsaufträge durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die mediale Begleitung von künstlerischen und musikalischen Themen und Fragestellungen ein. So wirkte er von 2005 bis 2023 als Vorsitzender des Kulturrates des Landes Nordrhein-Westfalen.
Die Ehrennadel unserer Komponist:innen-Organisation der zeitgenössischen Musik ehrt Persönlichkeiten, die sich vorbildlich um die Sache der zeitgenössischen Musik verdient gemacht haben. Damit wollen wir zum kulturpolitischen, sozialen wie künstlerischen Engagement inspirieren, wie es der mit der Nadel zuerst geehrte Gerhart Baum zeitlebens an den Tag legte. Wir verbeugen uns vor seiner großartigen Persönlichkeit und seinen wichtigen Leistungen für unsere Demokratie, unsere Gesellschaft und das Kunst- und Musikleben in tiefer Trauer.
Alexander Strauch